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Jugoslawien -
Der späte Sieg Hitlers und des Papstes

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Warum fiel in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts ausgerechnet Jugoslawien dem systematischen Terror durch die USA und ihre NATO-Vasallen zum Opfer? Nach der Kapitulation der Sowjetunion und der Auflösung des Ostblocks war das neutrale Jugoslawien einer der wenigen verbliebenen Staaten, die sich noch immer nicht mit wehenden Fahnen dem Westen unterwerfen wollten.

Seit ihrer Gründung nach dem erfolgreichen Partisanenkrieg Titos gegen den deutschen und kroatischen Faschismus war die Volksrepublik Jugoslawien der Staat, welcher sich weder von Stalin und noch viel weniger vom Westen schlucken ließ; aufgrund seiner Neutralität zwischen den Militärblöcken stand er beispielhaft für nationale Souveränität und war demzufolge bei der Installation der uneingeschränkten US-Weltherrschaft ein Dorn im Auge des nun an die Stelle Hitlers getretenen US-Imperialismus. In Belgrad konstituierte sich 1961 offiziell die Bewegung der blockfreien Staaten vornehmlich Afrikas, Asiens sowie Mittel- und Südamerikas, also wurde die jugoslawische Hauptstadt wie das gesamte Land knapp vier Jahrzehnte später elf Wochen lang bombardiert, denn der US-Imperialismus agiert nach dem Motto »Wer nicht für mich ist, ist gegen mich« und behandelt Neutralität als feindseligen Akt. Und er vergißt nichts.

Auch der Papst hatte noch eine Rechnung offen: trotz Ustascha und dem Konzentrationslager Jasenovac, dem jugoslawischen Auschwitz, in dem Hunderttausende orthodoxer Serben und Zigtausende Juden umgebracht worden waren, war die Endlösung der Orthodoxie – warum hatte der Adolf aber auch den Krieg verloren?! – noch nicht abgeschlossen. So kam es zum Schulterschluß zwischen den USA und dem Papst, und Serbien mußte sterbien. Großwestdeutschland durfte nach der Annexion der DDR unter CDU-Kohl und SPD-Schröder den Kettenhund der NATO spielen, unter Bruch des Völkerrechts und der deutschen Verfassung (Art. 26 GG).

 

»Stell Dir vor, es ist Krieg, und kein DEUTSCHER geht hin!

Gar nicht so leicht vorzustellen in der nächsten Zeit! Als wir vor etwa zwei Jahren, aber schon bald nach dem ersten Angriffskrieg gegen den Irak, die deutsche Beteiligung an einem Angriff auf Jugoslawien voraussagten, wollte es noch keiner glauben. Jetzt will keiner glauben, daß in den nächsten vier oder fünf Jahren die deutsche Armee mal ganz dringend – bestimmt ein paar Leichen im Fernsehen?!– nach Indien, eventuell nach China muß.

Denn noch sind ein paar Staaten viel zu groß, noch sind ein paar Staaten von den USA deshalb unabhängig, wollen Atomsperrverträge nicht unterschreiben oder Separatisten nicht gewähren lassen, und noch wünscht sich mancher Scheich oder Dalai-Lama sein Thrönchen zurück. Da muß die Bundeswehr hin! [...]«

(Aus unserem Flugblatt vom 12. April 1993)


Erinnern wir uns: Nach dem Tode Titos, dem es zu verdanken ist, daß Jugoslawien seinerzeit sowohl vom deutschen als auch italienischen Faschismus befreit wurde und der sich zudem keine stalinistische Bevormundung gefallen ließ, zerbrach es aufgrund der NATO-Intervention wieder in seine Einzelteile. Die Zerschlagung Jugoslawiens war der Probelauf zur Zerstückelung Restrußlands, die wir gegenwärtig erleben. Zur Zeit des bosnischen Bürgerkriegs 1995 galt es, außerhalb des willkürlich (nämlich durch Titos Verwaltungsgrenzen) definierten serbischen Kerngebietes, die Serben aus ihren jahrhundertealten Siedlungsgebieten zu vertreiben, zu ghettoisieren und mit dosiertem Terror zu zermürben.

Nach der Sezession Sloweniens und Kroatiens aus dem jugoslawischen Staatsverband, die mit zinslosen Milliardenkrediten des Vatikans und darauffolgender diplomatischer Anerkennung der sezessionierten Teilstaaten durch die BRD gefördert und belohnt wurde, der finanziellen und militärischen Unterstützung von Ustascha-Faschisten und Moslems, galt es noch eines zu bewerkstelligen, das gar nicht so einfach war: Die Serben, also die Opfer des klerikal-faschistischen Genozids während des 2. Weltkriegs, zu faschistischen Verbrechern umzulügen. Hierzu wurden von Ustascha- und Moslemaktivisten die Dienste der Medienagentur Ruder Finn in Anspruch genommen – Stichwort: »designte« serbische Massenvergewaltigungen –, um die Stigmatisierung der Serben – ganz im Sinne des bewährten Musters der Ritualmordlegende – voranzutreiben. Mit einem Filmteam des britischen Medienkonzerns ITN unter der Leitung einer gewissen Penny Marshall wurde im selben Jahr der Zenit der antiserbischen Lügenpropaganda erreicht: die Veröffentlichung eines Fotos von einem vermeintlichen Gefangenen der Serben, einem vermeintlichen Insassen eines vermeintlichen Konzentrationslagers – in Wahrheit aber ein serbischer Flüchtling, der unter Tuberkulose litt (Näheres in den Ketzerbriefen Nr. 47) –, er stand vermeintlich hinter Stacheldraht und, da ausgemergelt, kurz vor dem vermeintlichen Hungertod.

Das war's: Die Kontingenz »Serbe = Faschist« war optisch hergestellt, die Medien röhrten, und der Totschlagreflex einer unter Dauerbeschallung betäubten Öffentlichkeit, die jetzt sah, was sie glauben sollte, wurde aufgereizt: da ließ sich herrlich »Anti-Faschist« sein, nachdem man jahrzehntelang die Herrschaft gewendeter Altnazis hingenommen hatte! Das Resultat war die Bombardierung der bosnischen Serben durch NATO-Luftwaffen (damals noch ohne deutsche Beteiligung – ach die »besondere deutsche Verantwortung«, nicht wahr?!), und nachdem dieser Präzedenzfall hergestellt war, folgte die Bombardierung des jugoslawisch-serbischen Rumpfstaates 1999. Ein Bonmot lautet mittlerweile, jeder anständige Deutsche müsse Hitler mindestens einmal in seinem Leben kritisiert haben – nach 1945 selbstverständlich –, und wir fügen hinzu: um dann dessen Verbrechen zu wiederholen oder wenigstens zu billigen, exkulpiert durch das Oberkommando der amerikanischen Siegermacht. Für diesen schäbigen Part braucht es moralisch besonders minderwertige Figuren, und die wurden ja rechtzeitig an die entsprechenden Schaltstellen gehievt: Drecksarbeiten wie Verfassungsbrüche fallen ausschließlich in den Zuständigkeitsbereich der SPD und ihres grünen Wurmfortsatzes, die Pogromfraktion des Parteienkartells.

Wer jetzt, wenn alles gelaufen ist, ganz in Klugi-Manier alles längst wußte, aber zum richtigen Zeitpunkt mal wieder wegschauen mußte und von allem nichts gewußt haben will, ist moralisch um keinen Funken besser als die deutsche Bevölkerung unter Hitler. Aber dabei muß es ja nicht bleiben.

Ketzerbriefe zum Thema:

KB 235: Neues aus dem Schandprozeß gegen Alexander Dorin
KB 224: Interview mit »Vesti«-Geschäftsführer Alexander Vidakovic
KB 185: Zum Tod unseres Autors Zoran Jovanović
KB 169: Viel Lärm um Srebrenica (Sonderheft mit einem Interview mit Peter Handke)
KB 152: Alexander Dorin, Eine Reise zu den Überlebenden des verleugneten Völkermords
KB 143: Alexander Dorin, Wem gehört der Kosovo?, und im selben Heft: Beate Skalée, Das Unrechtsurteil gegen Milan Martic
KB 85: Separatismus – das ungleich verteilte Menschenrecht
KB 68: Sara Flounders, Die bosnische Tragödie
KB 29: Sonderausgabe: Der jugoslawische Bürgerkrieg und die deutsche Einmischung in ihn


Bücher von Arnold Sherman, Alexander Dorin, Vladimir Dedijer, Alexander Dorin & Zoran Jovanović, Cadik Braco Danon:

 

 

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